Meningitis (Hirnhautentzündung)
OA Dr. Michael Augustin
Was ist eine Meningitis?
Gehirn und Rückenmark sind außen von einer Schutzhülle aus Bindegewebe umgeben, den so genannten Hirn- bzw. Rückenmarkshäuten (Meningen). Diese können sich durch unterschiedliche Erreger entzünden, man spricht dann von einer Meningitis. Ist auch das Gehirn selbst mitbetroffen, wird dies Meningoenzephalitis genannt (encephalon, gr. = Gehirn). Eine Meningitis ist immer als Notfall zu betrachten, da sie sich innerhalb weniger Stunden massiv ausbreiten und unbehandelt zum Tod führen kann! Bei einem Auftreten der unten genannten Symptome ist daher unmittelbar ein Arzt zu konsultieren.
Wie bekommen Sie Meningitis?
Die häufigsten Erreger sind Bakterien und Viren, seltener sind auch Pilze oder Parasiten die Ursache.
Unter den Bakterien kommen vor allem Meningokokken, Pneumokokken und Haemophilus influenzae in Frage. Es ist nicht geklärt, warum völlig gesunde Menschen plötzlich eine bakterielle Meningitis bekommen. Die Keime werden im allgemeinen durch Tröpfcheninfektion, d.h. etwa durch Niesen oder Husten, übertragen. Gelegentlich kann es aber auch zu einer direkten Fortleitung kommen, so zum Beispiel bei Kopfverletzungen mit Schädelbruch, aber auch bei Nasennebenhöhlen- oder Mittelohrentzündungen. In diesem Fall sind meist Staphylokokken die Erreger.
Eine virale Hirnhautentzündung wird oft in Verbindung mit einer anderen Viruserkrankung beobachtet. Beispielsweise haben 40 Prozent der Mumpspatienten eine virale Meningitis. Die bekannteste virale Meningoenzephalitis ist die so genannte Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die meist durch Zeckenstiche übertragen wird. Auch die Neuroborreliose wird auf Grund des Krankheitsverlaufs zu dieser Gruppe gezählt, obwohl der Erreger - die Borrelia burgdorferi - eher zur Gruppe der Bakterien zu zählen ist.
Welche Symptome treten auf?
Kardinalsymptome sind Fieber, Kopfschmerz und Nackensteifigkeit. Dazu kommen oft Müdigkeit, Mattigkeit, Abgeschlagenheit, Licht- und Lärmempfindlichkeit, eventuell auch Übelkeit und Erbrechen. Im fortgeschrittenen Stadium kann es schließlich zu Benommenheit bis hin zum Koma kommen. Insbesondere wenn das Gehirn mitbetroffen ist (Meningoenzephalitis), können auch epileptische Anfälle zum klinischen Erscheinungsbild gehören.
Bei kleinen Kindern können die Krankheitszeichen geringer ausgeprägt sein. Hier stehen häufig Bauchschmerzen im Vordergrund, manchmal auch Krampfanfälle.
Bei der Meningokokken-Meningitis können kleine Blutungen in der Haut auftreten. Diese werden Petechien genannt. Die Hautblutungen sind ein Zeichen dafür, dass die Bakterien in die Blutbahn gelangt sind. Dieser Zustand ist äußerst ernst und muss sofort von einem Arzt notfallsmäßig behandelt werden.
Was können Sie selbst tun?
Selbsthilfe ist bei Hirnhautentzündung nicht möglich.
Haben ein Kind oder ein Erwachsener hohes Fieber, Nackensteifigkeit und einen beeinträchtigten Allgemeinzustand, dann sollten Sie umgehend den Notruf unter der Telefonnummer 144 alarmieren.
Wie stellt der Arzt die Diagnose?
Bei Verdacht auf Hirnhautentzündung muss eine Lumbalpunktion durchgeführt werden. Dabei wird zwischen dem dritten und dem vierten Lendenwirbel mit einer speziellen Punktionsnadel aus dem Subarachnoidalraum im Rückenmarkskanal etwas von der Flüssigkeit, die das Gehirn und das Rückenmark umspült (dem so genannten Liquor cerebrospinalis), entnommen, um sie auf Infektionszeichen und Krankheitserreger zu untersuchen. Außerdem wird der Arzt eine Blutprobe entnehmen.
Wie wird eine Hirnhautentzündung behandelt?
Die bakterielle Meningitis wird mit Antibiotika behandelt, die direkt in die Venen gespritzt werden. Welches Antibiotikum benutzt wird, hängt davon ab, welche Bakterien die Hirnhautentzündung ausgelöst haben. Da der Erregernachweis erst nach etwa einer Woche gelingt, wird anfangs mit einer breit wirksamen Kombination aus mehreren Antibiotika therapiert.
Bei Meningokokken-Meningitis müssen auch die Familienangehörigen vorbeugend Antibiotika nehmen. Diese Behandlung gibt nur einen momentanen Schutz. Die Meningokokken sind ein normaler Bestandteil des Nasenrachenraumes und kehren als solche schnell wieder zurück.
Die virale Meningitis kann mit Ausnahme der Borreliose (die durch ihre Verlaufsform den viralen Meningitiden gleicht und z.B. auf Penicillin anspricht) nur symptomatisch behandelt werden. Umso wichtiger ist daher ein ausreichender Impfschutz gegen die FSME.
Prognose
Die bakterielle Hirnhautentzündung ist eine gefährliche Krankheit. Bleibt sie unbehandelt, verläuft sie fast immer tödlich. Aber auch trotz bestmöglicher Behandlung sterben immer noch fünf bis 15 Prozent der Patienten, da sich die Krankheit in einigen Fällen sehr schnell entwickelt. Ist der erste kritische Tag überstanden, sind die Heilungschancen gut.
Die virale Hirnhautentzündung verläuft meist gutartiger, der Heilungsverlauf ist jedoch häufig langwieriger.
Das wichtigste ist, die Symptome zu kennen und gegebenenfalls schnell zu handeln.

Das Bild zeigt das Gehirn im Querschnitt.
Das Gehirn ist von Hirnhäuten umgeben (siehe Pfeil). In genau diesen Hirnhäuten kann eine Entzündung entstehen.
--> --> Nada Maria
Das meiste haben wir gewöhnlich in der Zeit getan; in der wir meinen, nichts getan zu haben.
-Marie von Ebner-Eschenbach-